teachSam- Arbeitsbereiche:
Arbeitstechniken - Deutsch - Geschichte - Politik - Pädagogik - PsychologieMedien - Methodik und Didaktik - Projekte - So navigiert man auf teachSam - So sucht man auf teachSam - teachSam braucht Werbung


deu.jpg (1524 Byte)

 

Stilschichten und Stilebenen

Vier-Schichten-Modell

Text und Stil

   
FAChbereich Deutsch
Glossar Linguistik (Sprachwissenschaft)
Rechtschreibung Grammatik / Syntax Semantik Pragmatik Soziolinguistik Textlinguistik Überblick Textbegriff Syntaktisch-systemlinguistischer Ansatz Pragmatischer Ansatz Textfunktion Textmuster Textsorten Text und Stil Überblick Stilwissen ▪ Textstilistische Handlungsmuster StilregisterStilzüge und AusdruckswerteStiltypen Stilmittel des WortschatzesÜberblick [ Stilschichten und StilebenenÜberblick Vier-Schichten-Modell Drei-Ebenen-Modell ]Stilfärbungen  ▪ Satzbaustile Textanalyse Bausteine Gesprächsanalyse Schreibformen Rhetorik Operatoren im Fach Deutsch
 

Literatur und Stil
Überblick
Rhetorik und Stilistik in der Antike
Stilprinzipien

Ausdruckswerte
Rhetorische Stilmittel: Figuren und Tropen

Stilanalyse im Rahmen der schulischen Textinterpretation

Zu den Stilmitteln, die einen Text prägen, gehören auch die Stilmittel des Wortschatzes, die zwar im Prinzip nicht mehr zur Textstilistik zählen, da sie sich auf die Gestaltungsmittel von Texten bzw. die stilistischen Ressourcen beziehen, die "das Sprachsystem oder eine andere Zeichenordnung als wählbar bereitstellen." (Hoffmann 2017, S.224)

Wörter, denen eine stilistische Bedeutung zugeschrieben wird, sind lexikalische Stilelemente, die darauf beruhen, dass unser Wortschatz stilistisch sehr differenziert ist. Sie können unter einer lexikografischen Perspektive als (lexikalische) Wortschatzeinheiten einer bestimmten Stilschicht zugeordnet werden.

Ein Ansatz, der dieser Überlegung folgt, ist im »"Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache" (1964-1977) umgesetzt, das 177.645 Stichwörter umfasst. Es steht in einer Online-Version im Rahmen des »"DWDS – Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache zur Verfügung.

In dem Wörterbuch werden vier verschiedene Stilschichten unterschieden. Wenn man die Umgangssprache, die sich auch als Variante unterschiedlicher Stilschichten (normalsprachlich, salopp-umgangssprachlich) aufgefasst werden kann, als eigenständige Variante versteht, dann lassen sich fünf Stilschichten unterscheiden. (vgl. Hoffmann 2017, S.225)

Hier wird, der Einfachheit halber und aus didaktischen Gründen von einem Vier-Schichten-Modell gesprochen. Im Deutschunterricht dürfte das Modell, soweit stilistische Fragen überhaupt aufgegriffen werden, die größte Verbreitung haben. Es spricht auch viel dafür, dies beizubehalten, weil die Online-Version des Wörterbuchs eben auch Zuordnungen vornimmt, die bei Stilrecherchen von Schülerinnen und Schülern genutzt werden können.

 
Für größere Darstellung bitte an*klicken*tippen!

Die normalsprachliche Stilschicht

Die normalsprachliche Stilschicht (man sagt auch häufig Stilebene dazu, ein Begriff, der hier überwiegend im Kontext des als ▪ Drei-Ebenen-Modell bezeichneten Ansatzes verwendet wird) kommt im schriftlichen und mündlichen Gebrauch zur Anwendung und ist die Stilschicht, die im öffentlichen Leben (im weitesten Sinne) überall gepflegt wird und damit als allgemein üblich angesehen werden kann. "Auf" dieser Stilschicht wird gesprochen bzw. formuliert, wenn das, was gesagt bzw. geschrieben wird, keinen Eindruck emotionaler Beteiligung hinterlassen soll. Die normalsprachliche Stilschicht entspricht bis zu einem gewissen Grad der neutralen Stilebene im ▪ Drei-Ebenen-Modell.

Sachlich, nüchtern, neutral und objektiv sind die wohl am meisten verwendeten, wenngleich auch nicht ganz zutreffenden Adjektive, wenn es darum geht, diese Stilschicht mit ihrer hohen Affektkontrolle beim kommunikativen sprachlichen Handeln zu charakterisieren. Die "Normalität" dieser Stilschicht macht sie zur Bezugsgröße für die anderen vier Stilschichten, die, abweichend davon, darüber oder darunter liegen.

Wörter, die zu diesem Wortschatzbereich gehören, finden sich "vor allem im schriftsprachlichen Gebrauch in den Presse- und Sachbuchveröffentlichungen, im Wirtschaftsverkehr und in allgemeinbildenden Texten; aber auch in der mündlichen Ausdrucksweise des öffentlichen Verkehrs wie in der Verkehrssprache der Gebildeten." (Sowinski 1978, S.238) Auch der Wortschatz Umgangssprache kann, sofern er nicht zu sehr von Dialekt geprägt "in bestimmten Grenzen" (ebd., S.239) als eine Art gehobener umgangssprachlicher Variante der normalsprachlichen Stilschicht zugerechnet werden. Allerdings gibt es etliche Wörter, "die im normalen Schriftdeutsch" nicht verwendet werden (z.B. kriegen für bekommen)." (ebd.) Schriftlich kommen solche Wörter im Allgemeinen nur in privaten Briefen vor oder auch in der Literatur, "um eine gewisse Vertraulichkeit auszudrücken." (Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (WDG), »Vorwort)

Etliche solcher Wörter, die zur Umgangssprache gehören, geben Texten auch ein bestimmtes Lokalkolorit, wenn sie für den Sprachgebrauch in bestimmten Landschaften typisch sind (z. B. Brötchen, Semmel, Weckle ...) oder wenn "hochsprachlichen Texten" ein "sozial geprägtes Kolorit" hinzugefügt wird, "das auf die Sprache einfacher Menschen oder bestimmter Berufe verweist." (Sowinski 1978, S.239)

Auch für viele schulische Schreibformen wie z. B. beim Zusammenfassen und beim Analysieren von Sachtexten, beim Erörtern von Texten oder bei den klassischen Formen des erörternden Schreibens ( Freie Problem- und Sacherörterung ( Lineare Erörterung / Dialektische Erörterung) wird ein sachlicher Stil eingefordert und die Abweichung davon als sprachlich-stilistischer Fehler markiert.

Die gehobene Stilschicht

Die gehobene Stilschicht ist über der normalsprachlichen Schicht angesiedelt. Sie entspricht bis zu einem gewissen Grad im ▪ Drei-Ebenen-Modell der ▪ überneutralen Stilebene.

Wörter und Redewendungen, die dazu zählen, sind "Ausdruck einer gepflegten Sprache" (Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (WDG), »Vorwort), die sich mit ihrem Hang zu Feierlichkeit und Pathos nach unten von der normalsprachlichen Schicht abgrenzen will. Sie gehört zu allerlei feierlichen Anlässen des öffentlichen Lebens, wenn wie z. B. statt Sterben von Ableben, Entschlafen, Dahinscheiden etc. die Rede ist. Aber auch in der Sprache der Literatur finden sich derart auf- bzw. hochgewertete Wörter, wenn z. B. vom Odem statt Atem oder vom Sich-Empfehlen oder Sich-Fortbegeben statt einfach vom Fortgehen die Rede ist.

Die salopp-umgangssprachliche Stilschicht

Diese Stilschicht unterscheidet sich von der normalsprachlichen durch ihre Lässigkeit bzw." durch eine gewisse Nachlässigkeit" (ebd.) und ist in der alltäglichen Kommunikation weit verbreitet. In bestimmten Kommunikationsbereichen des öffentlichen Lebens kann sie hingegen als unpassend, sogar anstößig empfunden werden. Wörter und Redewendungen, die dieser Stilschicht angehören, werden mehr oder weniger stark mit Gefühlen konnotiert. Zu ihnen zählen z. B. Wörter wie Abreibung für Tadel oder Schelte, Affe für Rausch, den Abflug machen, abdampfen oder die Fliege/die Biege machen für fortgehen. Wer so spricht oder schreibt, strahlt damit eine gewisse Ungezwungenheit aus und signalisiert damit im Kontakt den Anspruch auf eine gewisse Vertrautheit. (vgl. Sowinski 1978, S.239)

Die Stilschicht der vulgären Wörter und Redewendungen

Es gibt bestimmte Wörter und Redewendungen, die in bestimmten Kommunikationsbereichen und Kommunikationssituationen als vulgär, d. h. als ausgesprochen grob empfunden werden. Sie werden daher in der Regel vermieden, weil sie auch ausdrücken, dass man seine Affekte nicht unter Kontrolle hat und von daher oft eine unbeabsichtigte Selbstcharakterisierung der Person darstellt, die sie verwendet. Während sie in der schriftsprachlichen Kommunikation mit Texten eher selten oder wenn nur als vereinzelte Wörter vorkommen, sind sie in der mündlichen Kommunikation, in der die Beteiligung von Gefühlen beim Sprechen deutlicher zum Vorschein kommen kann, eher verbreitet, z. B. in ▪ Beschimpfungen, Wutausbrüchen etc. Hier werden oftmals Wortzusammensetzungen gebildet, die "mit Wortelementen des bäuerlichen oder fäkalen Bereichs (Schweine-, Mist-, Sau-, Drecks-, Scheiß- u. dgl.)" (vgl. ebd.) gebildet werden. Typische vulgäre Ausdrücke sind z. B. Fresse, Schnauze statt Mund, sich verpissen statt fortgehen,

Es kommt aber auch nicht selten vor, dass bestimmte, in den meisten Kommunikationsbereichen als vulgär oder sogar als obszön aufgefasste Wörter, alles andere als ausgesprochen grob und unpassend empfunden werden. Das gilt insbesondere für Schimpfwörter. ▪ Unter engen Freunden kann die Verwendung eines oder auch mehrerer Schimpfwörter auch Ausdruck für eine besondere Vertrautheit und Verbundenheit miteinander sein. Und in bestimmten sozialen Gruppen, wie z.B. in Jugendkulturen wie der »Hip-Hop-Szene und Rapper-Szene gehört das "»Dissen", mit dem Jugendliche jemanden schräg anmachen, respektlos behandeln, jemanden schlechtmachen oder schmähen", zum "guten Ton" und führt oft zu regelrechten ▪ "Schimpfwort-Olympiaden" u. ä. m.

"Viele der Jugendlichen empfinden solche kreativen Schimpfwörterkonstruktionen nicht als beleidigend, sondern als lustig und amüsant. Hier definiert speziell der soziale Kontext bzw. die Konstruktion der Semiöffentlichkeit, in der solche Kommunikationsakte gesetzt und verbreitet werden, was als angemessen und was als unangebracht bzw. verletzend eingestuft wird. Während manche der Kontakte, speziell diejenigen, die in das soziale Spiel nicht eingeweiht sind, solche Beleidigungen als verletzend oder als Drohung einstufen würden, werden Kontakte, die das notwendige Insiderwissen über die Spielregeln des jeweiligen Wettbewerbs haben, dies ganz anders sehen.”  (Maireder/Nagl, Manuel 2012, S.241)“

Literatur und Stil
Überblick
Rhetorik und Stilistik in der Antike
Stilprinzipien

 Ausdruckswerte
Rhetorische Stilmittel: Figuren und Tropen
Stilanalyse im Rahmen der schulischen Textinterpretation

Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 09.01.2024

 
 

 
ARBEITSTECHNIKEN und mehr
Arbeits- und Zeitmanagement Kreative Arbeitstechniken Teamarbeit ▪ Portfolio ● Arbeit mit Bildern  Arbeit mit Texten Arbeit mit Film und VideoMündliche Kommunikation Visualisieren PräsentationArbeitstechniken für das Internet Sonstige digitale Arbeitstechniken 

 
  Creative Commons Lizenzvertrag Dieses Werk ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International License (CC-BY-SA)
Dies gilt für alle Inhalte, sofern sie nicht von
externen Quellen eingebunden werden oder anderweitig gekennzeichnet sind. Autor: Gert Egle/www.teachsam.de
-
CC-Lizenz