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Anführungszeichen als Wiedergabeindizes in der modernen belletristischen
Literatur
▪ Baustein
Moderne Autoren verzichten oft auf die korrekte Zeichensetzung bei der
wörtlichen Rede
In der belletristischen Literatur verzichten vor allem moderne Autoren
häufig auf die grammatikalisch korrekte
Zeichensetzung bei der wörtlichen Rede
(direkte Wiedergabe).
Anführungszeichen werden zu ihrer Markierung dann nicht
eingesetzt. Das erzeugt zunächst einmal offenbar einige Verunsicherung bei
jenen, die Manuskripte lektorieren müssen, d. h. einen Text vor der
Drucklegung Korrektur lesen, um stilistische, fachlichen und
rechtschriftliche Fehler zu vermeiden.
So sieht eine Lektorin diese "Mode"
Im Weblog des Internetangebots von
www.korrekturen.de beklagt sich
"Julia" (21.2.2008) darüber, dass sie bei Ihrem Korrekturlesen von
Manuskripten verschiedener Autoren immer wieder mit der "Mode" fehlender
Anführungszeichen konfrontiert werde:
"Immer wieder muss ich Texte lesen, in denen die Autoren auf das Setzen von
Anführungszeichen bei direkten Reden verzichten [...] wenn ich aber keine
Anführungszeichen habe, schaut das doch verwirrend aus: So steht es bislang:
Die Umstehenden waren auch keine Hilfe, denn die haben nur ab und
zu, halt dich da raus, geh lieber heim, gerufen. ICH würde das so schreiben:
Die Umstehenden waren auch keine Hilfe, denn die haben nur ab und zu
"Halt dich da raus, geh lieber heim!" gerufen. Muss ich dem
Autorenwillen folgen und das irgendwie ohne Anführungszeichen schreiben,
dann vielleicht so?: Die Umstehenden waren auch keine Hilfe, denn die haben nur ab und zu Halt
dich da raus, geh lieber heim gerufen. oder: Die Umstehenden waren auch keine Hilfe, denn die haben nur ab und zu:
Halt dich da raus, geh lieber heim, gerufen. [...] Zu Hülf! Sollte ich mich vielleicht meines Freundes, des Doppelpunkts, bedienen? Oder
rabiat Anführungszeichen setzen? " [Hervorhebungen durch Kursivschrift, d.
Verf.]
In ihrer Antwort vom 22.2.2008 gibt
"Anna" im gleichen Blog u. a. zur Antwort:
"üblich ist das aber nur in
einer bestimmten Sorte Literatur. Eben »Drago
Jancar und Kollegen. Ich glaube nicht, dass Du das in den unterhaltsamen
Frauenromanen findest :)"
Die Funktion des Verzichts auf "Äußerungszeichen" in der modernen
Literatur
Grundsätzlich lässt sich wohl ein modischer
Trend zum teilweisen oder vollständigen Verzicht auf "Äußerungszeichen"
(Engel
1988/1996, S.833ff,) wie z.B. Punkt, Ausrufezeichen, Fragezeichen,
Komma, Doppelpunkt, Gedankenstrich, Klammern und
Anführungszeichen)
feststellen, aber das allein erklärt nicht, warum und zu welchen Zwecken in
der modernen belletristischen Literatur immer wieder auf die Verwendung
solcher Wiedergabeindizes verzichtet wird.
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Dabei ist durchaus anzunehmen,
dass dies bei Autoren weniger anspruchsvoller literarischer Texte weniger
vorkommt.
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Bei modernen Texten, die dagegen einen im Umgang mit mit
verschiedenen ▪
Darbietungsformen des Erzählens kompetenten Leser fordern, wird man
dagegen eine solcherart konzipierte
Erzählweise eher vorfinden, bei der damit z. B. ein nahtloser Übergang
zwischen Gesprochenem und Gedachten im Rahmen der zugrunde gelegten
Erzählperspektive
verdeutlicht werden soll.
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Ein Kriterium für die mindere oder höhere Qualität
eines literarischen Textes ist darin freilich nicht zu sehen.
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Anführungszeichen als Wiedergabeindizes in der modernen belletristischen
Literatur
▪ Baustein Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
28.06.2020
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