▪ Sprechen als Handeln
▪
Überblick
▪
Handlungsarten
▪
Sprechen als kommunikatives Handeln
Beim
▪
Ausgleichsakt
des Dankes äußert sich der/die Sprecherin* anerkennend darüber,
dass sein/seine Partnerin* sich in einer für ihn/sie günstigen Art und Weise
verhalten hat. Darüber hinaus kann ein Sprecher sich auch für den
gezeigten guten Willen bedanken.
Wie das Danken konkret aussieht, ist durch Konventionen und
kulturspezifisch festgelegt, sieht als z. B. in Japan anders aus
als bei uns. Dabei können solche Formen und Handlungsschemata,
in denen wir danken, in unterschiedlichen Bereichen und in
unterschiedlichen sozialen Gruppen verschieden
konventionalisiert sein.
Dabei können solche Formen und Handlungsschemata, in denen wir
danken, in unterschiedlichen Bereichen und in unterschiedlichen
sozialen Gruppen verschieden konventionalisiert sein. Oft wird
Danken auch mit einem ▪
körpersprachlichen ▪ mimisch-gestischen Verhalten (▪
Körperhaltungen,
▪ Gesten,
▪ Mimik)
verbunden.
Danken und Bedanken in verschiedenen
Kommunikationskulturen
Danken und Bedanken sind als soziale Handlungen in
unterschiedlichen Kommunikationskulturen unterschiedlich
konventionalisiert. Ein Blick auf Japan soll dies verdeutlichen.
Wie die Japanerinnen* nonverbal miteinander kommunizieren, ist
uns oft sehr fremd und führt im interkulturellen Kontakt leicht
zu Missverständnissen. Im Zusammenhang mit der Dankeskultur bei
uns und dort, zeigt sich, wie notwendig interkulturelle
Kompetenz in einer globalisierten Welt ist. Der Sprechakt des
Dankens ist, vor allem wenn er in der mündlichen Kommunikation
vollzogen wird, dafür ein gutes Beispiel.
Während man bei uns gemeinhin erwartet, dass eine Person, die
sich bedankt, dies auch mit einem entsprechend positiv
gestimmten Gesichtsausdruck unterstreicht, vielleicht den Mund
sogar zu einem Lächeln formt, ist dies in Japan ganz anders.
Dort dürfen nämlich negative und positive Gefühle nicht in der
Öffentlichkeit gezeigt werden. (Argyle
(1979/82002, S.91) Das besagte Lächeln ist in
einer Kommunikationskultur, in welcher "ein Pokergesicht das
Ideal" (ebd.)
in der Öffentlichkeit, "ein mattes Lächeln" (ebd.)
im Privatbereich normal sind, im Handlungsschema des Bedankens
eigentlich fehl am Platz. Und auch Geschenke spielen in der
japanischen Kultur eine ganz andere Rolle. Sie sind gewöhnlich
"ganz unpersönliche Gegenstände, deren Preis bekannt ist und in
bestimmten Läden gekauft werden." (ebd.)
Sie ritualisieren damit die Absicht, gesellschaftliche Bindungen
aufrecht zu erhalten.
Setzte bei uns beim Bedanken ein "Pokergesicht" auf, würde man
annehmen, dass ihn/sie das, wofür er dies tut, eigentlich gar
nicht erfreut und würde ggf. auch auf dieses
kommunikationspsychologisch als ▪
konventionell inkongruente Verhalten mit einer
entsprechenden Reaktion, z. B. Verstimmung, reagieren.
Aus diesem Grund sind Sprechakte wie Danken und ▪
Entschuldigen auch
an Sprechakte der
▪ Aufhebung gebunden, die von
dem/der jeweiligen Partnerin im Anschluss an Danken und
Entschuldigen erwartet werden. Insofern
sind Dank und Entschuldigung "ungesättigte Sprechakte"
(Engel
31996, S.44), und das Gleichgewicht zwischen den Partner kann nur
wiederhergestellt werden, wenn der Empfänger des Dankes oder der
Entschuldigung, diese entstandene Spannung aufhebt (Aufhebungsakt).
Danken als Abtragen einer "Schuld"
Wer sich bedankt, ist im
Allgemeinen durch das zuvor gezeigte Verhalten seines/r Partnerin* in eine
"Schuld" geraten. Indem er/sie sich bedankt, wird diese "Schuld" wieder
abgetragen und damit die Spannung wieder abgebaut.
Wie nötig dies z. B. sein kann, wird einem im Alltag schnell
klar, wenn man sich z. B. an einen Fall erinnern kann, bei dem
sich jemand nicht für ein Geschenk bedankt hat. Und in der
Erziehung von Kindern spielt das situativ korrekte "Danke-Sagen"
bis heute eine außerordentliche Rolle.
Die
sprachliche Gestaltung des Sprechakts
Zum Danken verwenden wir in der Regel ▪
explizit-performative Formeln wie z. B.:
Am
häufigsten werden allerdings Kurzformeln gebraucht wie z. B.:
-
Danke.
-
Dankeschön
-
Danke vielmals
-
...
Mit der mehrfachen Wiederholung von danke ("Danke,
danke, danke ...") teilen wir zudem z. B. mit, dass uns der
erwiesene Dank "überwältigt".
Darüber hinaus kommen auch akkusativische Nominalphrasen vor,
wie z. B.:
-
Herzlichen Dank.
-
Besten Dank.
-
Vielen Dank.
-
...
Beispiele:
(vgl.
Engel
31996, S.42f.,
22009, S.40)
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Sprechen als kommunikatives Handeln
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
18.12.2023
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