▪ Sprechen als Handeln
▪
Überblick
▪
Handlungsarten
▪
Sprechen als kommunikatives Handeln
Bei dem den/die
Partnerin*
festlegenden Sprechakt des Ratschlages will ein/e Sprecherin* seinen/ihre
Partnerin* zu einem für diese/n vorteilhaften Verhalten bewegen. Wenn
der/die Sprecherin* allerdings nicht auch selbst von der Vorteilhaftigkeit seines/ihres
Ratschlages für seine/n Partnerin* überzeugt ist, spricht man vom Überreden
des/der Partnerin*. Beispiele dafür:
-
Als Arzt empfehle ich Ihnen, regelmäßig
Ausdauersport zu betreiben.
-
Bei Arthrose.
Hagebuttenpulver!
-
Nehmen Sie doch eine Zange zur Hilfe.
-
Ich gebe dir
einen gut gemeinten Rat:
-
Ich rate dir, nicht zu spät zu kommen.
-
Wenn
ausgetrocknete Kopfhaut juckt, bitte kein normales
Antischuppen-Shampoo.
-
Wir empfehlen
bei Kopfschmerzen. Togal
-
"Das richtige
Deo entscheidet." (Werbung für Right Guard Xtreme Sports mit Bild
des deutschen Fußballspielers Sebastian Schweinsteiger)
-
Mein Tipp:
Fahrradhelm tragen!
Tipp, Rat und Empfehlung als Untermuster von
Ratschlägen
Man kann den Sprechakt RATSCHLAGES auch noch weiter
differenzieren. Dann kann man TIPP, RAT und EMPFEHLUNG
unterscheiden.
TIPP
Bei einem TIPP kennt der Ratgeber/die Ratgeberin aufgrund von
Erfahrung auf dem jeweiligen Gebiet eine Reihe von Lösungswegen
für das Problem des Adressaten. Meistens geht es dabei um eine
technisches Problem. Diesem nennt er/sie mit dem einem Tipp "die
Handlung, bei der seines Erachtens die größte Aussicht auf
Erfolg besteht." (Hindelang
42004, S.61) Im Grunde sagt der TIPP-Geber bzw.
die TIPP-Geberin dem Adressaten, was er/sie an seiner Stelle tun
würde. Allerdings wird beim TIPP keine Voraussage darüber
gemacht, ob die vorgeschlagene Handlung auch den gewünschten
Erfolg bringt. (vgl.
ebd.)
RAT
Bei diesem Sprechakt berät – meistens in längeren
Beratungsgesprächen – der Sprecher/die Sprecherin den Adressaten
(unabhängig davon, ob dieser den Rat sucht oder ob ihm dieser
aufgedrängt wird) über technische Probleme hinaus in
zwischenmenschlichen Fragen oder bei moralischen Problemen; oft
ist sich der Adressat nicht nur darüber im Unklaren, was er wie
tun soll, sondern ist sich "auch unschlüssig darüber, welches
konkrete Handlungsziel in einer bestimmten Situation am besten
im allgemeinen System seiner Wünsche, Werte und Bedürfnisse
entspricht." (ebd.)
EMPFEHLUNG
Bei einer EMPFEHLUNG, die stets eine Bewertungshandlung
darstellt, bietet der Sprecher/die Sprecherin dem Adressaten
eine Bewertung an, mit deren Hilfe dieser zwischen "zunächst
gleichwertigen Handlungsalternativen wählen kann". (ebd.,
S.62) Mit Hilfe der vom Sprecher/der Sprecherin vorgenommen
Bewertung, bekommt er ein oder mehrere Kriterien an die Hand,
die ihm bis dahin fehlen, um sich für eine der sich ihm
bietenden Handlungsalternativen zu entscheiden.
Sprachliche Gestaltung von Ratschlägen
Ratschläge werden auch mit explizit
performativen
Äußerungen ausgedrückt, die u. U. eindrücklicher wirken.
Im Zusammenhang
mit Ratschlägen kommen auch ▪ Partikeln
zum Einsatz wie ein unbetontes "doch" oder "mal". Während das "doch",
Zustimmung einfordert, will das "mal" eher beschwichtigen. Häufig lassen
sich Ratschläge ohne Heranziehung des Kontextes nicht so ohne weiteres von anderen
Sprechakten unterscheiden.
Für
größere Ansicht bitte an*klicken*tippen!
Gut gemeine Ratschläge in unserer
Alltagskommunikation
In der Alltagskommunikation versteht man unter einem
gut gemeinten Rat im Allgemeinen einen
Ratschlag, von dem derjenige, dem etwas geraten wird, im Allgemeinen nicht
glaubt, dass der Rat ihm wirklich von Nutzen sein könnte.
Insbesondere in der
▪
Werbesprache wimmelt es "von scheinbaren Ratschlägen". (Engel
1996, S.50) Dabei spielen insbesondere so genannte Sekundärsender
eine Rolle, in der Regel Prominente mit einem bestimmten Image, die den
potenziellen Konsumenten gerne "gute " Ratschläge geben. (▪
Einbezug von Gewährsleuten
-Sekundärsender). Ratschläge werden
heutzutage auch allerorten von den Medien erteilt. So gibt es Zeitschriften
dafür und eine unüberschaubare Menge von Ratgeberliteratur in Buchform.
Das Internet hat dabei ganz neue Möglichkeiten eröffnet. Die
Kommunikationswege und -kultur des Social Web macht es besonders leicht,
dass sich jede/r zum/r Ratgeberin* eines einer jeden machen kann, indem er/sie entsprechende
Ratschläge und Tipps für alle denkbaren Bereiche des Alltagslebens per
Text-, Bild- oder auch Videopost im Internet publiziert.
Die derzeit wohl
bekannteste Plattform in Deutschland ist die "Ratgeber-Community" »www.gutefrage.net,
die Fragen "zu Themen wie Auto, Computer, Gesundheit, Haushalt, Internet,
Kinder, Recht und Technik. Sie finden hier aber auch hilfreiche
Informationen zu Themengebieten wie Ausbildung, Diät, Fitness, Haustiere,
Heimwerken, Kosmetik, Pflanzen, Reisen, Steuern, Versicherung und Wellness"
aufgreift und mit entsprechenden Ratschlägen und Tipps ihrer Usergemeinde
beantwortet. Alle diese medialen Ratgeber schließen dabei
jene Lücken, die im Zuge von
▪
Entraditionalisierungsprozessen an Orientierungen im Alltagsleben
▪
individualisierter Individuen entstanden sind und immer wieder neu
entstehen.
▪ Sprechen als Handeln
▪
Überblick
▪
Handlungsarten
▪
Sprechen als kommunikatives Handeln
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
18.12.2023
|