Die Kleidung eines Menschen spielt in der
▪
nonverbalen
Kommunikation eine wichtige Rolle. Die Funktionen, die Kleidung
in der visuellen Kommunikation besitzt, lassen sich weitgehend auf die
anderen Aspekte der äußeren Erscheinungsweise übertragen (vgl.
▪ Abzeichen,
Schmuck) und können durchaus in Kombination auftreten.
Inwieweit eine Gesellschaft oder Kultur Nacktheit
gestattet, ist sehr unterschiedlich. (vgl.
Nackt ist nicht gleich nackt) Unter bestimmten Bedingungen wird
dies bei uns akzeptiert (zu Hause, am Strand, in der Sauna, im
Akt-Malkurs der Volkshochschule oder sogar in manchen Parks). Aber noch
immer machen Polizisten Jagd auf die mittlerweile selten gewordenen
"Flitzer", die zur Provokation der Öffentlichkeit nackt durch belebte
Fußgängerzonen "flitzen".
Die Entstehung und die Bedeutung von ▪
Schamhaftigkeit ist dabei ein komplexer Vorgang, der auch eine
evolutionistische Erklärung gefunden hat. (vgl.▪
Projekt Scham und Schamgefühl) .
Grundfunktionen der Kleidung
Die Grundfunktionen der Kleidung sind:
-
Schutz vor feindlichen – physischen oder auch psychischen –
Einflüssen (Temperatur, Witterung, Glück bringender Fußballschuh,
"Bomberjacke", Schamvermeidung etc.)
-
Definition der Geschlechtsrollen: In unser alltäglichen
Kommunikation ist der sexuelle bzw. genderspezifische Signalwert von Kleidung
gegen alle Trends zu Unisex-Kleidung weiterhin dominierend in
verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen, Situationen und für bestimmte Anlässe gilt
nicht selten ein ganz bestimmter genderspezifischer Kleidungscode. (Cul
de Paris, um 1880)
-
Eine Schülerin, die sich an einem heißen Sommertag im Bikini ins
Klassenzimmer setzt – ist alles schon vorgekommen ! – wird man ebenso
auf die unangemessene Kleidung aufmerksam machen, wie eine
Bankangestellte, die mit durchsichtiger Bluse am Schalter sich wohl den
Vorwurf unangemessener sexueller Zurschaustellung gefallen lassen muss.
-
Der
androgyne Businessstil, dem sich Frauen in der Wirtschaft bei ihrer
Kleidungswahl unterziehen müssen, macht sich gerade zu eigen, die
vordergründig sinnliche Attraktivität von Frauen, d.h. die Betonung von
Körperformen, zu verringern. Gleichzeitig gilt ist sie aber auch in den
Augen vieler Frauen als Schutz vor unerwünschten Annäherungen, sexuellen
Anzüglichkeiten und sexueller Belästigung durch Männer.
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Definition von sozialen Rollen: In jeder Gesellschaft
signalisiert Kleidung auch bestimmte Rollen. So gibt es eine Mode für
junge Leute, die für ältere Menschen nicht mehr in Frage kommt. Die heute
übliche Kindermode zeigt, wie weit die Bestimmung dieser sozialen Rollen
reicht. Und: Auch wenn man es angeblich nicht immer auf den ersten Blick
sieht, teuerste Designer-Mode ist eben nur etwas für Leute, die über ein
entsprechendes Einkommen verfügen. Darüber hinaus werden bestimmte soziale
Rollen im Berufsleben auch immer wieder mit einer bestimmten
Berufskleidung identifiziert. Zuckmayers "Hauptmann von Köpenick" ist
dabei nur ein besonders eindrückliches literarisches Beispiel: Ein
arbeitsloser Schneider schlüpft in eine Offiziersuniform der kaiserlichen
Armee und treibt in der Rolle eines Offiziers seine "Späße". Apropos
Uniform: Man hat festgestellt, "dass das Tragen einer Uniform zumindest
anfangs die Wirkung einer »De-Indivudation« hat, d. h. die Leute werden
ihrer selbst als Individuen weniger bewusst und sozial weniger
verantwortlich." (Argyle
1979/2001, S. 305)
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
18.12.2023
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