Während der
verbalen Kommunikation spielen nonverbale Signale, die mit der ▪
Mimik des
Gesichts encodiert werden, eine große Rolle. Sofern sie nicht
unmittelbar zum Ausdruck von Gefühlen dienen oder mit persönlichen
Merkmalen verbunden sind, unterstützen sie die verbale
Kommunikation.
Dabei fungieren
derartige Signale meist zur Aufrechterhaltung bzw. Regulierung
des Sozialkontakts. Das Lächeln beispielsweise ist
"wahrscheinlich seltener ein Ausdruck der Freude, sondern häufiger
ein unspezifisch positives partnergerichtetes Signal, das lediglich
den sozialen Kontakt sicherstellt." (Ellgring
1986, S.24) Daher lassen sich Interaktionssignale auf der Ebene
der ▪ Sprechakte
mit den ▪
hörerseitigen-
und
sprecherseitigen ▪
Kontaktsignalen vergleichen, mit denen sie häufig auch
gemeinsam gesendet werden.
Interaktionssignale
stellen keine Ausdrucksmuster dar, die in statischer oder ausgesprochen
langsamer Weise das gesamte Gesicht umfassen, sondern sie sind Bewegungen
von einzelnen Gesichtspartien. Darüber hinaus verweisen sie meist auf
etwas anderes und sind syntaktisch strukturiert. ( (vgl.
Argyle 1979, 8. Aufl. 2000, S.209). Manche dieser Bewegungen können
allerdings zum Ausdruck von Gefühlen und zur Unterstützung der verbalen
Kommunikation dienen.
Die Augenbrauenbewegung
Augenbrauenbewegungen
können im Zusammenspiel mit Bewegungen der Augenlider und des Mundes
Verschiedenes leisten.
-
Sie können einen
Sprecher im Einklang mit stimmlicher Gestaltung und u. U.
Handbewegungen bei der Intensivierung seiner verbalen Äußerungen
unterstützen, können aber auch als eine Art "mimisches Fragezeichen",
z. B. die Suche nach einem treffenden Ausdruck signalisieren.
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Sie können ein
hörerseitiges Kontaktsignal darstellen, das unterstützt oder ergänzt
mit entsprechenden verbalen Äußerungen ("mmh", "ach ja") oder anderen
Gesten wie dem Kopfnicken zur Kontaktpflege und zur Aufrechterhaltung
der Kommunikation eingesetzt werden und u. U. zum Ausdruck bringen, ob
man zustimmt, etwas ablehnt, an etwas zweifelt oder um eine Auskunft
bittet.
-
Sie können aber auch eine
eigenständige Bedeutung haben, die unabhängig von der verbalen
Kommunikation Signalcharakter besitzt. Besonders deutlich wird dies am
Beispiel des so genannten
Augengrußes. Wenn man jemandem
begegnet, den man privat kennt oder eine solche Person in einer Gruppe
erblickt, heben wir meist ganz unwillkürlich mehrfach die
Augenbrauen an, werfen dabei häufig den Kopf nach hinten, lächeln und
ziehen das obere Augenlid hoch. (vgl.
Ekman 1988, S.89-99)
Die syntaktische Struktur der Interaktionssignale
Nach Argyle weisen
Interaktionssignale verschiedenartige syntaktische Strukturen auf:
-
In der verbalen
Kommunikation werden in schnellem Tempo mimische und andere Signale
gesendet, "die in ihrer Organisation von den verbalen Botschaften
abhängig sind." (Argyle
1979, 8. Aufl. 2000, S.210
-
Die Interaktionssignale
haben eindeutige Bedeutungen. Signale wie Belohnung oder Bestrafung,
Zustimmung oder Missbilligung wirken sich unmittelbar auf das
nachfolgende Verhalten aus.
-
In bestimmten
gesellschaftlichen Zusammenhängen werden die Interaktionssignale
ritualisiert (z.B. Begrüßungen, Gottesdienste, Bankette oder
Sportveranstaltungen). Die ritualisierten Regeln legen dann eben fest,
welcher Gesichtsausdruck in welchem sozialen Kontext erwünscht bzw.
unerwünscht ist. So hat man bei Beerdigungsfeiern Traurigkeit zu zeigen
und bei Gottesdiensten und bei Hochzeiten ist in unseren Breiten Ernst
angebracht. Dass genau dies aber kulturell ganz anders ausfallen kann,
zeigt das Verhalten das der kambodschanische Prinz Norodom Sihanouk
(geb. 1921, 1945-1955 König von Kambodscha, in den achtziger Jahren
erneut Staatsschef). In einem Fernsehinterview äußerte er nämlich mit
einem Lächeln im Gesicht, dass die aufständischen Rebellen der Roten
Kmehr fast seine ganze Familie ermordet hätten. Sein Lächeln war aber
nun keineswegs Ausdruck einer besonderen Teilnahmslosigkeit oder rohen Gesinnung,
"sondern Ausdruck der kulturellen Norm, dass man öffentlich kein Leid
zeigt, sondern »immer lächelt«". (Payer,
29.6.02)
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
18.12.2023
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