Gesten
sind wie das Mienenspiel des Gesichts (▪
Mimik)
wichtige Elemente
▪nonverbaler Kommunikation. Sie gehören zur Körpersprache im engeren
Sinne (vgl.
Eunson 1990) und können zum Ausdruck von Informationen, aber auch zur
Darstellung von Beziehungen dienen.
Gesten begleiten zum Teil so
selbstverständlich und unbewusst unser Sprechen, dass die meisten Menschen
sogar dann gestikulieren, wenn die Gesten vom Kommunikationspartner gar
nicht wahrgenommen werden können.
Gesten können mit Bewegungen verschiedener Körperteile ausgedrückt
werden, nämlich dem Kopf, den Schultern, dem Oberkörper, dem Unterleib, den
Armen, den Beinen und den Füßen. Sie können viel oder wenig Raum
beanspruchen und damit auch das Selbstverständnis eines Menschen ausdrücken.
Gesten können nach verschiedenen Kriterien eingeteilt werden. So
unterscheidet man
primäre von sekundären (beiläufigen) Gesten. .
Hand-zu-Kopf- und Hand-zum-Mund-Gesten
Hand-zu-Kopf- oder Hand-zum-Mund-Gesten sind eine besonders augenfällige
Gruppe von Gesten, deren psychologischer Hintergrund mitunter sehr klar
erscheint.
-
Wer sich in diesem Bereich berührt oder kratzt, ist oder gilt als
ängstlich, nervös oder verwirrt oder unter Umständen als nachdenklich.
-
Wenn kleine Kinder zu ihrer Beruhigung am Daumen lutschen, so gibt es
ähnliches orales Verhalten bei Erwachsenen, die aus diesem Grund Nägel
kauen, auf die Knöchel beißen, an Stiften und Brillenbügeln herumknabbern.
-
Wenn Menschen lügen, neigen viele dazu, sich an der Wange zu kratzen,
an der Nase zu reiben oder an ihrem Ohrläppchen zu ziehen. Und wer etwas
abschätzt, der streicht dabei gerne das Kinn.
Schutz-Überkreuzung
Sehr häufig wird auch die so genannte Schutz-Überkreuzung, auch
Schranken-Signal genannt, eingesetzt. Mit dieser Geste reagieren viele
Menschen dann, wenn sie ein Gebiet betreten, mit dem sie nicht vertraut
sind. Man kreuzt in einem solchen Fall auf irgendeine Art vor seinem Körper
einen Arm. Da gibt es
-
den, der in einem solchen Fall seine Manschette berührt,
-
einen, der nach seiner Brieftasche greift,
-
den, der sich die Haare aus dem Gesicht streift u. ä. m.
Innere Zustände wie Vorfreude, Befriedigung, Verzweiflung,
Selbstbeherrschung, Vertrauen oder Angeberei
Wenn es darum geht, Vorfreude, Befriedigung, Verzweiflung,
Selbstbeherrschung, Vertrauen oder Angeberei, also innere Zustände, gestisch
zu artikulieren, verfügen wir über ein ganzes Repertoire von Gesten, die in
bestimmten Kulturen, Ländern oder Regionen oder sogar auf der ganzen Welt
ohne weiteres verstanden werden.
-
Wir reiben uns die Hände bei einer großen Vorfreude,
-
wir klatschen in die Hände, um zu sagen, "so das ist erledigt",
-
wir ringen unsere Hände vor Verzweiflung,
-
wir breiten unsere Handflächen nach oben, um an jemanden zu
appellieren oder wenn wir Angst haben, die Beherrschung zu verlieren.
-
Wer arrogant ist, steckt unter Umständen seine Daumen in die Taschen
oder steckt sie unter seinen Gürtel, und
-
wenn uns die Streitlust packt stemmen wir unter Umständen unsere Hände
beidseitig an die Hüften.
Gesten mit den Beinen
Aber auch mit den Beinen kann man sehr aussagekräftig gestikulieren.
-
Wer seine Beine krampfhaft überkreuzt oder die Knöchel dicht
geschlossen hält, dazu gar seine Knie noch mit den Händen umfasst, wirkt
sehr gestresst und ist vielleicht übervorsichtig.
-
Wem unangenehme Fragen gestellt werden, der neigt vielleicht dazu,
seine Beine zu überkreuzen.
-
Wer über ein schwach ausgeprägtes Selbstbewusstsein verfügt, hat
vielleicht die Tendenz, seine Fußkanten nach innen, statt nach außen oder
geradeaus zu richten.
-
Arroganz kann es sein, wenn man beim Sprechen mit einem Partner den
Stuhl herumdreht und sich mit gespreizten Beinen darauf setzt, wobei
gerade dies natürlich noch eine sexuelle Dimension besitzt, die vor allem
die kulturell bedingten Sitzpositionen von Frauen mitbedenken lässt.
Sexuelle Werbungsgesten
Dass Menschen mit einer ganzen Reihe von Werbungsgesten ihre sexuellen
Interessen ausdrücken, um sich ins beste Licht zu rücken, ist
Geschäftsgrundlage einer ganzen Reihe von Liebes- und Lebensberatern in
diversen Zeitschriften und Fernsehunterhaltungssendungen.
(vgl.
Eunson 1990, S.123ff.) Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
18.12.2023
|