Die Bedeutung der Aufgabenstellung
steht im Mittelpunkt der aufgabenorientierten Schreibdidaktik. Diese
geht davon aus, dass die Qualität der Aufgabenstellung einen ganz
erheblichen Einfluss darauf hat, ob eine ▪
Schreibaufgabe erfolgreich
bewältigt werden kann oder nicht.
Was sie vorgibt oder nicht, welchen
Schreibanlass sie setzt und wie sie die problemlösende und
kommunikative Funktion des zu erstellenden Schreibprodukts
formuliert und akzentuiert, bestimmt in erheblichem Maße darüber, ob
ein Schreiber motiviert an die Sache herangeht und dabei in eine
motivationale Steuerungslage gerät oder von Anfang an keine
Lust auf das Schreiben hat und mit einer
volitionalen Steuerungslage und entsprechenden
volitionalen Strategien zurechtkommen muss, um u. U.
Schreibstörungen entgegenzuwirken, die daraus entstehen können.
So
sind die ▪
Anforderungen an gut konzipierte Schreibaufgaben hoch und werden
in unterschiedlichen Anforderungskatalogen zusammengestellt, die
verschiedene Akzente setzen. Im Idealfall trägt sie "alle wichtigen
Informationen und 'cues' in sich, um einen gezielten und effizienten
Zugriff auf die im ▪
Langzeitgedächtnis abgelegten einschlägigen kognitiven und
sprachlichen 'Werkzeuge' für die Bewältigung der anstehenden
Schreibaufgabe zu ermöglichen." (Bachmann
2014, S.46)
Das didaktische Setting "Aufgaben mit Profil" -
In der
Didaktik der Aufgabenorientierung hat das Konzept der Profilierung
von Schreibaufgaben und das für dieses kennzeichnende "didaktische
Setting
»Aufgaben mit Profil« (vgl.
Bachmann/Becker-Mrotzek 2010)" (Bachmann
2014, S.46), eine große Bedeutung gewonnen. Als
▪Lernaufgaben
in einem geeigneten
Lernraumsetting oder als
▪ Übungsaufgaben
in einem geeigneten
Übungsraumsetting können sie ihr Potential entfalten.
"Aufgaben mit Profil"
-
zeichnen sich als "situierte
Aufgabenstellungen" (Bachmann/Becker-Mrotzek
2010) dadurch aus, dass
-
sie das Schreiben in einen möglichst authentischen
Kontext sozialer Interaktion einbetten, um den prinzipiellen
Problemen der
zerdehnten
(schriftlichen) Kommunikation, bei der der Sender beim
Schreiben keine Kontrolle darüber hat, wie der Empfänger
(Rezipient Hörer, Leser) den Text versteht (vgl.
Ehlich
1983) entgegenzuwirken und dem Schreiben einen für die Schülerinnen
und Schüler erkennbaren kommunikativen Sinn zu geben.
-
sie
den Schülerinnen und Schülern Gelegenheit geben, das zur
Bewältigung der Schreibaufgabe nötige
Wissen (z.
B. Weltwissen,
deklaratives
Wissen,
prozedurales
Wissen,
Sprachwissen,
Aktives Wissen,
Gattungswissen,
Textmusterwissen,
Textsortenwissen,
Textstrukturwissen) zu erwerben.
-
sie in
einem für die Schülerinnen und Schüler deutlich erkennbaren und
nachvollziehbaren Handlungszusammenhang stehen.
-
zielen auf
problemlösendes Schreiben, einem
kognitiv-kommunikativen Konzept zum Schreiben, das die Textproduktion
als eine "komplexe Problemlöseaktivität" (Jechle
1992, S.81) begreift, bei der kognitive und kommunikative Prozesse
zusammenwirken.
Dies geschieht dadurch, dass
-
die
Schreiber/-innen schon vorher mental und / oder emotional eine Beziehung
zum Gegenstand des Schreibens aufgebaut haben, die auf ihrem Vorwissen
und ihren Vorerfahrungen beruht
-
sie das Schreibproblem
identifizieren, das sich auf das Produzieren des
Textes im Allgemeinen bzw. eines bestimmten Textmusters, auf den
Darstellungsgegenstand (z. B. Thema, Situation) oder die kommunikative
Bewältigung der selbstgewählten oder vorgegebenen Darstellungsaufgabe
richten kann
-
"sich in einer
bestimmten Situation ein Handlungswiderstand, eben das Problem, zeigt, das
erst zur Ausbildung der Motivation führt, dieses durch eine (schrift-)sprachliche
Handlung zu lösen, und die Aufmerksamkeit auf die spezifischen
Herausforderungen der Aufgabenstellung und die im ▪
Langzeitgedächtnis dazu vorhandenen Repertoires und Werkzeuge
fokussiert". (Bachmann
2014, S.46)
-
lassen sich auf
Produktebene mit plausiblen Kriterien auf ihre Textqualität hin befragen und
beurteilen
-
können von ihren
Verfasserinnen und Verfassern in ihrer Wirkung auf Leser überprüft werden, in
dem sie verschiedene Formen des ▪
Feedbacks z. B.
Peer-Feedback oder das Textprodukt kann in prozessorientierten,
teilweise kooperativen Verfahren beim Schreiben wie z. B.
Schreibkonferenzen
erarbeit werden.
(vgl.
Bachmann 2014, S.46f.,
erweitert und ergänzt)
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
16.11.2022
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