docx-Download
–
pdf-Download
▪
Bildstatistiken/DIAGRAMME analysieren
▪
Didaktische und methodische
Aspekte
▪
Überblick
▪
Aspekte der Schreibaufgabe
▪
Diagrammauswahl
▪
Bausteine
▪
Musterbeispiele für die schulische Analyse
Die
Infografik ▪ "Bevölkerungs-
und Haushaltsentwicklung“ stellt in Form eines
▪ Mehrfach-Linien- bzw. Mehrfachkurvendiagramms im
Zeitreihenvergleich die Entwicklung von Bevölkerungszahl, Anzahl der
Privathaushalte und durchschnittlicher Personenzahl pro Haushalt in
Österreich zwischen 1951 und 2030 dar. Die Grafik ist eine
PR-Infografik, die von der Raiffeisen Wohn Bausparen in Auftrag
gegeben und von der Grafikfirma "Der Auer" erstellt worden ist. Sie stützt ihre
Darstellung auf Daten von Statistik Austria und aus dem Statistischen
Jahrbuch 2002. Die Grafik richtet sich als PR-Grafik an die ganze
Öffentlichkeit, die von den verschiedenen Medien erreicht werden,
insbesondere aber wohl an Personengruppen oder Einzelpersonen, die sich
mit dem Gedanken tragen, künftig einen Bausparvertrag abzuschließen.
Die Infografik, in ihrer Graustufen-Darstellung mit einem äußeren dünnen
Rahmen versehen, enthält die folgenden Text- und Bildtteile: Im
Hintergrund der Diagrammfläche ist das verblasste Foto einer vierköpfigen
Familie zu sehen, das die Eltern mit ihren beiden, ca. 4-8 Jahre alten
Kindern beim fröhlichen Spiel miteinander zeigt. Die Infografik ist am
oberen linken Rand mit der Diagrammüberschrift "Bevölkerungs- und
Haushaltsentwicklung“ versehen und diese Headline wird
typografisch durch die Verwendung einer großen und fetten
Schriftgröße hervorgehoben. Am oberen rechten Bildrand findet
sich das Logo des Auftraggebers, der Raiffeisen Bank, das um den Hinweis
auf das Wohn-Bausparen ergänzt, zugleich den Schriftzug
"Lebensstil-Forschung“ enthält.
Die Quellenangabe "Statistik Austria, Statistisches Jahrbuch 2002“, in
vergleichsweise kleine Buchstaben gesetzt, schließt die Infografik im
unteren linken Bildrand, die Angabe der Fotoquelle "MWV“ und des die
Grafik erstellenden Unternehmens "Der Auer“ am rechten unteren Bildrand
ab. Die Diagrammfläche dominiert hinsichtlich ihrer Größe die gesamte
Infografik. Sie ist in der zentralen Bildfläche der Infografik platziert
und weist horizontale, gut lesbare Achsenbeschriftungen für die Mengen-
und Zeitangaben auf. Die Legende für die im Diagramm dargestellten Linien
ist mit Textfeldern, die mit einem Pfeilsymbol auf die zu bezeichnende
Linie verweisen, in der Diagrammfläche oberhalb oder unterhalb der
jeweiligen Kurve angebracht.
In einem Zehnjahreszeitraum, beginnend mit dem Jahr 1951, werden bis zum
Jahr 2030 die Daten dreier Kategorien miteinander verglichen, die sich,
wie aus dem redaktionellen Text zur Grafik hervorgeht und die
Quellenangabe vermuten lässt, auf Österreich beziehen. Diese Kategorien
sind Bevölkerung insgesamt, Zahl der Privathaushalte und durchschnittliche
Personenzahl pro Haushalt.
Die Zahlen, die den beiden ersten Kategorien zugrunde liegen, sind
absolute Zahlen, die in 10 Schritten von jeweils einer Million auf der
y-Achse als Mengenachse dargestellt werden, während die Jahreszahlen die
Zeitreihenachse (=x-Achse) bilden. Ein Strukturgitternetz in horizontaler
und vertikaler Ausrichtung im Abstand von je einer Größeneinheit (Mio./Jahrzehnt)
erleichtert die Zuordnung der Linien bzw. Kurven zu den Zahlenangaben.
Ohne Bezug zu den absoluten Zahlen der Mengenachse wird im
Zeitreihenvergleich die Entwicklung der Durchschnittsgröße eines
Haushalts/Personen im gleichen Zeitraum dargestellt. Der Linienverlauf
dieser Kurve kann und muss daher nur in Korrelation, d.h. in einer
Beziehung zueinander stehend, mit den beiden anderen Kurven aufgefasst
werden. Die Positionierung der Kurve inmitten des Diagramms
zwischen den beiden anderen Kurven ist insofern willkürlich, lenkt aber
die Aufmerksamkeit auf sich, da ihr Linienverlauf im Gegensatz zu
den beiden Linien fallend ist. Die Abstufung, der auf ihr im
Zehnjahreszeitraum dargestellten Werte erfolgt in Zehntelschritten, ausgehend von dem Wert 3,1 im
Jahre 1951.
Die Bevölkerung nimmt in Österreich, das zeigt die Linie "Bevölkerung
insgesamt“ in dem bezeichneten Zeitraum von etwa 80 Jahren um etwas mehr
als eine Million zu. Nach einem langsamen, aber mehr oder weniger stetigen
Wachstum der Bevölkerung von etwa 7 Mio. im Jahre 1951 bis 2020 (Prognose)
wird die Bevölkerungszahl Österreichs Prognosen zufolge im dritten
Jahrzehnt des neuen Jahrhunderts bei einer Zahl von etwa 8,4 Millionen
Einwohnern stagnieren. Die prozentuale Zunahme beträgt im
gesamten Vergleichszeitraum ca. 20%.
Im gleichen Zeitraum nimmt die Anzahl der Privathaushalte um etwa das
Eineinhalbfache zu, wobei diese Zunahme auch im Prognosezeitraum anhält.
In ungefähren absoluten Zahlen ausgedrückt, steigt die Anzahl der
Privathaushalte in den etwa
80 Jahren, ausgehend von einem Wert von etwa 2,2 Millionen, auf den
prognostizierten Wert von ca. 3,7 Millionen. Das entspricht einem
prozentualen Anstieg von über 70%.
Interessanterweise verläuft der Anstieg der beiden Kurven, von zwei
Ausnahmen abgesehen über den gesamten Zeitraum hinweg parallel. Die
Abweichungen davon sind wenig spektakulär: Im Jahrzehnt zwischen 1961 und 1971 steigt die
Bevölkerung im Vergleich etwas stärker an und im Prognosezeitraum zwischen
2020 und 2030, der von einem stagnierenden Bevölkerungswachstum ausgeht,
steigt die Zahl der Privathaushalte dennoch langsam an.
Im Darstellungszeitraum, also bei langsam, aber stetig wachsender
Bevölkerung, nimmt die Durchschnittsgröße der Haushalte um den Wert von
insgesamt 0,8 ab. Während in einem Haushalt zu Beginn der Fünfziger Jahre
im Durchschnitt noch 3,1 Personen leben, sind dies nach der Prognose in
den Jahren 2020 bis 2030 noch 2,3 Personen.
Die sinkende Durchschnittsgröße eines Haushalts in den 80 Jahren ist wohl
zunächst der Tatsache zu verdanken, dass die Haushalte so genannter
"Normalfamilien", bestehend aus zwei erwachsenen Elternteilen mit Kindern,
heute im Durchschnitt wohl kaum mehr aus zwei Kinder umfassen.
Und: Mehr-Generationen-Haushalte, die Großeltern, Eltern und Kinder
umfassen, sind ja schon seit längerer Zeit die Ausnahme. Zugleich drückt sich
in dieser Entwicklung auch die zunehmende "Versingelung"
der Gesellschaft aus: Immer mehr Menschen leben,
zumindest über einen weitaus längeren Zeitraum als früher, als
Einzelpersonen in Einzelhaushalten das Leben eines Single.
Für diese gesamte Entwicklung
gibt es viele Gründe und der darin zum Ausdruck kommende soziale Wandel
mit seinem Wandel der Lebensformen wirkt sich notwendigerweise auch auf die Anzahl der Privathaushalte aus.
Wenn, wie die Infografik zeigt, unter diesen Vorzeichen die Bevölkerung
zunimmt, dann entsteht daraus natürlich notwendigerweise eine ansteigende
Nachfrage nach Wohnungen oder Häusern, in denen die wachsende Zahl der
Privathaushalte untergebracht werden können. Die andere Möglichkeit, dass
die wachsende Bevölkerung in den vorhandenen Haushalten "zusammenrücken"
würde, ist angesichts der langfristigen Entwicklungen, wie sie die drei
Kurven zum Ausdruck bringen, ausgeschlossen. Dies würde schließlich eine Trendumkehr
voraussetzen, die nach heutigem Ermessen wohl kaum mit den aktuellen
Vorstellungen vom eigenen Leben in einem eigenen Haushalt zur
Deckung gebracht werden könnten.
Wohnraum zu schaffen, der auf die
unterschiedlichen Interessen verschiedener Lebensformen zugeschnitten ist,
bleibt also auch im Österreich der Zukunft eine zentrale Aufgabe. Dass
solche Zukunftsaufgaben mit Optimismus anzupacken sind, das soll wohl das
Bild der glücklichen Familie im Hintergrund vermitteln. Familie und
eigenes Heim als Ziel sind die positiven Botschaften, die davon ausgehen.
Junge Familien mit Kindern mit ihren Wünschen vom eigenen "Nestbau" sind
daher wohl auch die wichtigste Zielgruppe der Infografik.
Und genau solche Aussagen der Infografik sind es, die die Schnittstelle
zur Werbung für den Auftraggeber der Infografik bieten. Die Raiffeisen Bank mit
ihrer Sparte Bausparen finanziert aus eigenem wirtschaftlichen Interesse
Lebensstil-Forschung und bietet die Informationen, die zu ihren
wirtschaftlichen Zielen passen und diese bestätigen, den Medien zur
kostenfreien Veröffentlichung an. Die vorliegende, professionell
gestaltete Infografik sorgt damit dafür, dass das Thema Bausparen im
Gespräch bleibt und mit sämtlichen relevanten Zukunftstrends bestens im
Einklang stehend präsentiert wird. Bausparen, so legt die Infografik nahe,
ist keine verstaubte und antiquierte Anlageform, sondern bleibt auch weiterhin für die Menschen,
insbesondere aber für junge Familien, ein Weg, um zu eigenen "Häuschen mit
Garten" oder anderem eigenem Wohn- und Lebensraum zu kommen. So treffen sich die Vorstellungen vom
eigenen Leben der Menschen mit den wirtschaftlichen Angeboten und
Geschäftsinteressen der Bank, die mit dieser Grafik, für sich und ihre
Angebote werben kann. Die Grafik ist damit als eine PR-Infografik zu
verstehen, die informative, aber auch appellative Funktionen hat, ohne
dass direkt zu einer bestimmten Handlung aufgefordert oder etwas explizit
empfohlen wird. Im Idealfalle allerdings wünscht sich der Auftraggeber
wohl, dass der Leser bzw. Betrachter der Infografik bei entsprechenden
Wünschen für seine eigene Zukunft oder die seiner jungen Familie
weitergehende Informationen, zumindest auch, bei der Raiffeisen Bank
einholt, wenn es darum gehen sollte, eigenen Wohnraum zu finanzieren.
▪
Bildstatistiken/DIAGRAMME analysieren
▪
Didaktische und methodische
Aspekte
▪
Überblick
▪
Aspekte der Schreibaufgabe
▪
Diagrammauswahl
▪
Bausteine
▪
Musterbeispiele für die schulische Analyse
docx-Download
–
pdf-Download
Gert Egle, zuletzt bearbeitet am:
28.08.2023